Nach der Geburt wurden die Zwillinge Anna und Leonhard getrennt. Anna wog viel zu wenig und musste in die Kinderklinik. Dank des Ronald McDonald Hauses und Oase Passau konnten die Familie und die Zwillinge trotzdem eng zusammenbleiben. An ihrer Geschichte sieht man, wie wichtig in dieser Situation die Nähe der Familie ist.
Der Ultraschall gegen Ende der Schwangerschaft zeigte es deutlich: Eines der Zwillinge war in den vergangenen drei Wochen nicht gewachsen. Besorgt entschieden die Ärzte, den geplanten Kaiserschnitt vorzuziehen. In der 36. Schwangerschaftswoche wurden Anna und Leonhard im Klinikum Passau auf die Welt geholt, beide waren gesund. Anna wog jedoch nur knapp 1.700 Gramm, ein Kilogramm weniger als ihr Bruder. Kurz nach der Geburt wurde Anna deshalb in die angrenzende Kinderklinik gebracht, wo man ihr eine Magensonde und eine Glukoseinfusion legte. Zum Trinken war sie viel zu schwach. Leonhard blieb bei Mama Carina auf der Wöchnerinnenstation. „Die Zwillinge waren neun Monate eng zusammen im Mutterleib“, so die 38-Jährige. „Ich hatte Angst, dass sie sich durch die Trennung vielleicht entfremden und die Bindung abreißt.“
Sobald sie fit genug war, ließ sich Carina im Rollstuhl in die Kinderklinik schieben – und Leonhard kam natürlich mit. Die beiden Kleinen konnten dann Haut an Haut mit Mama kuscheln. „Känguruhen“ nennt man diese Therapiemethode, die Geborgenheit vermittelt und die körperliche und geistige Entwicklung von Frühchen verbessert.
Wie es weitergehen würde, wenn Mutter und Sohn nach Hause entlassen werden, wusste das Ehepaar nicht. „Es schien uns unmöglich, jeden Tag mindestens einmal mit dem Neugeborenen auf dem Rücksitz die Strecke von unserem Ort in die Klinik zu fahren und uns gleichzeitig noch um unsere dreijährige Tochter Victoria zu kümmern“, erinnert sich Papa Roland. Die Familie war deshalb sehr erleichtert, als sie kurz darauf ein freigewordenes Apartment im Ronald McDonald Haus Passau beziehen konnte und so in dieser schweren Zeit immer in der Nähe der Neugeborenen war.
Victoria schlief zwischen den Eltern im großen Doppelbett, Leonhard in einem Kinderbettchen. Die große Schwester konnte ihre Geschwister besuchen und streicheln, wenn sie mochte, oder sie ging mit Mama oder Papa in die Oase oder – noch lieber – in den Spielbereich im Ronald McDonald Haus. Die Eltern mussten sich nie Sorgen machen, dass sie in dieser anstrengenden Zeit zu kurz kommen würde. Sie war immer beschäftigt, fand im Haus Freunde und hatte großen Spaß.
Die Familie genoss besonders das gemeinsame Frühstück und Abendessen im Ronald McDonald Haus, das einmal wöchentlich vom Ehrenamtsteam ausgerichtet wurde. „Es war so schön, einfach mal bedient zu werden, entspannen zu können“, erzählt Carina. Carina und Roland unterhielten sich intensiv mit Ehrenamtlichen und Familien, tauschten Erfahrungen aus, erfuhren von anderen Schicksalen, konnten aber auch lachen und einfach abschalten.
Nach zwei Wochen durften die fünf wieder nach Hause. Anna war immer noch ein bisschen zarter als ihr Bruder, aber sie plapperte und lachte genauso fröhlich. Die Nähe der Familie hilft – jeden Tag in den 22 Ronald McDonald Häusern und 6 Ronald McDonald Oasen in Deutschland.
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