#itsyourpart – eine Initiative, die Einweg-Bechern Mehrwert gibt

Einweg-Papierbecher? Klingt im ersten Moment nicht gerade nachhaltig. Laut der Initiative #itsyourpart macht der anschließende Umgang mit den gebrauchten Bechern jedoch einen wesentlichen Unterschied. Richtig entsorgt werden Einweg-Becher nicht einfach nur zu Müll, sondern liefern einen wertvollen Rohstoff, aus dem mit innovativen Verfahren etwas Neues geschaffen werden kann. Laut dem Umweltbundesamt landen deutschlandweit jährlich rund 1,7 Milliarden Einweg-Papierbecher im Abfall. Die darin enthaltenen Frischpapierfasern gehen so komplett verloren. Die Initiative #itsyourpart setzt sich für ein dauerhaftes, flächendeckendes Sammelsystem für Papier-Einwegbecher ein, damit ein wertvoller Rohstoff wieder in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden kann. Wir haben Mitgründer Torsten Gröger im Change-M-Interview gefragt, was sich dahinter verbirgt

Wie kam es zu der Initiative #itsyourpart?

TG: Die Initiative #itsyourpart ist aus dem Nachhaltigkeitsprojekt „CoffeeCup Paper“ entstanden. In dessen Rahmen wurde ein ursprünglich eigens für McDonald´s entwickeltes Verfahren konzipiert, welches es möglich macht, dass die Papierfasern in benutzten Einweg-Bechern gerettet und in einem hochwertigen Recyclingpapier namens „CoffeeCup Paper“ wiederverwertet werden können.

Die Mitglieder setzen sich zusammen aus Unternehmen der Systemgastronomie, wie McDonald‘s Deutschland, Vending-Spezialisten, Verbänden sowie Kommunen. Unsere Initiative setzt unter anderem genau das um, was der Gesetzgeber fordert: Diejenigen, die die Verpackungen in den Verkehr bringen, sollten sich auch mehr daran beteiligen, den Müll wieder einzusammeln. Gemeinsam können wir sogar mehr tun und bewirken, dass Kreisläufe geschlossen werden.

#itsyourpart will zudem den Konsumenten vermitteln, was „CoffeeCup Paper“ ist und, dass wir das vom Kunden benutzte Produkt als Rohstoff dafür brauchen. Am Ende des Tages kommt es nämlich auch auf den Konsumenten an, ob Nachhaltigkeit funktioniert und gelebt werden kann. Mit unseren Sammelstellen bieten wir die Grundvoraussetzung zum Mitmachen.

Was ist die Aufgabe bzw. das Ziel von #itsyourpart?

TG: #itsyourpart ist kein Recyclingunternehmen, sondern ein Marketing-Netzwerk, welches das Bewusstsein der Verbraucher dafür stärken möchte, die Becher so zu entsorgen, dass der darin enthaltene Rohstoff nicht verschwendet wird. Unser Ziel ist es in erster Linie, den Konsumenten zum Teil der Lösung zu machen und den Einweg-Becher nicht als Problem zu sehen. Wir sehen auch, dass Mehrweg nicht immer die beste Option ist, weil es die Konsumenten schlichtweg zu wenig nutzen. Der Konsument will es vielleicht einfach gar nicht. Die Grundaufgabe besteht also darin, dass wir den Verbrauchern klarmachen, dass sie hier auf ganz einfache Weise nachhaltig handeln können, indem sie die ihre benutzten Becher einfach an bestimmten Stellen wieder abgeben und so Einweg einen Mehrwert geben.

Wir hatten zwar bereits einen Beitrag dazu – aber vielleicht könntest du kurz nochmal zusammenfassen, was denn aus den recycelten Bechern entsteht?

TG: Aktuell stellen wir damit überwiegend das bereits genannte „CoffeeCup Paper“ her. Dieses wird dann zum Beispiel für neue Verpackungen oder die Bücher im Happy Meal genutzt – oder eben auch für den Nachhaltigkeitsreport von McDonald‘s. „CoffeeCup Paper“ ist durch seinen hohen Anteil an Frischpapierfasern ein sehr hochwertiges Recyclingpapier und vielseitig einsetzbar. Es besteht zu 100 Prozent aus Recyclingmaterialien, davon stammen 25 Prozent wiederum aus gebrauchten Einweg-Bechern.

Wie setzt ihr die Sammlung der Becher praktisch um?

TG: Die Sammlung der Becher erfolgt in Innenstädten und Fußgängerzonen, auf Festivals oder in sonstigen öffentlichen Bereichen, die nicht mehr direkt zum Inverkehrbringer gehören. Wir stellen zum Beispiel an zentralen Plätzen speziell gekennzeichnete Becher-Entsorgungsstellen auf und werben auch aktiv mit Plakaten oder Aufstellern. Selbstverständlich nutzen wir auch unsere internen und externen Kommunikationswege, um auf unsere Initiative aufmerksam zu machen. Auf unseren Bechern sind zudem QR-Codes aufgedruckt, die auf unsere Website leiten. So kann sich jeder tiefer informieren.

Eine unserer letzten großen Aktionen war auf der diesjährigen OMR-Messe in Hamburg – zwei Tage mit 70.000 Gästen pro Tag. Dort haben wir sowohl im öffentlichen Raum als auch an Messeständen entsprechende Behälter positioniert und die Rückgabe der Einweg-Becher forciert. Insgesamt wurden dann rund 20.000 Becher eingesammelt.

Unser Ziel ist es, Größe und Raum unserer Testgebiete immer mehr zu erweitern, um Erfahrungen zu sammeln, aussagekräftige Zahlen zu erhalten und entsprechende Learnings daraus zu ziehen. Aktuell ist alles ein großer Test, um festzustellen, wie gut und mit welchen Mitteln wir die Konsumenten dazu bewegen können, mitzumachen und die richtige Entscheidung zu treffen. Und es ist schon sehr spannend, was da rauskommt: Als Gesellschaft können wir zwar viel über Nachhaltigkeit diskutieren, aber wenn es letztendlich darum geht, sich selbst zu beteiligen, ist die Becher-Ausbeute dann doch lange nicht so gut wie sie sein könnte und sollte.

Ihr führt gerade ein Pilotprojekt in Fulda durch – wie gut funktioniert das?

TG: Es kommt stark darauf an, an welchem Ort sich die Sammelstellen befinden. Es gibt Stellen, da funktioniert die Sammlung sehr gut und es gibt welche, da läuft es überhaupt nicht. Je weiter man sich von dem Inverkehrbringer entfernt und je mehr die Menschen sich unbeobachtet fühlen, desto eher kommt alles Mögliche in unsere Sammeltonnen. Dort wo sich die Leute jedoch beobachtet fühlen, machen sie es meist von allein richtig. Wir haben es dort den ersten Zeitraum einmal laufen lassen, um zu schauen, wie gut die Leute allein damit klarkommen. Im nächsten Schritt werden wir die Menschen gezielt direkt auf unser Projekt aufmerksam machen und schauen, wie sich das Ganze verändert.

Letzte Frage – gibt es aktuell noch andere Projekte, oder ist etwas Neues in Planung?

TG: Wir hatten neulich einen Triathlon in Fulda, bei dem wir Becher gesammelt haben. Ansonsten haben wir noch auf der Interpac in Düsseldorf auf Messeständen der Inverkehrbringer sowie bei der der Mitgliederversammlung des Bundesverbands der Systemgastronomie e. V. gesammelt. Momentan arbeiten wir noch an weiteren Pilotprojekten, wie zum Beispiel der Etablierung von Sammelstellen in Einkaufszentren, Bahnhöfen oder Flughäfen – also vor allem in verschiedenen in sich geschlossenen, halboffenen Märkten, wo wir die Konsumenten auch gezielt aufklären und informieren und auch Einfluss auf die Sammlung nehmen können.

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