Treibhausgas-Bilanzen in der Landwirtschaft berechnen – Projekt mit Hochland und Bodensee-Stiftung

Im Artikel „CO2-Fußabduck in der Landwirtschaft berechnen – Wie geht das und was sind die Herausforderungen?“ haben wir beschrieben, wie komplex die Bestimmung von Treibhausgasemissionen im Agrarsektor ist. In diesem Artikel berichten wir euch über ein Projekt, das wir gemeinsam mit unserem Lieferanten Hochland und der Bodensee-Stiftung in diesem Zusammenhang durchgeführt haben.

Wir wissen, dass in der Landwirtschaft eine Menge Treibhausgas freigesetzt wird. Die Landwirtschaft kann jedoch auch zur Eindämmung des Klimawandels beitragen, wenn sie Praktiken anwendet, die entweder zu einer Reduktion von Kohlendioxid in der Luft führen oder wenn der Ausstoß von Emissionen reduziert wird. Im gemeinsamen Projekt mit Hochland und der Bodensee-Stiftung wollten wir Maßnahmen identifizieren, die zur Senkung der Emissionen von Milchviehbetrieben beitragen können. Die Bodensee-Stiftung ist eine projektorientierte Natur- und Umweltschutzorganisation, die sich für nachhaltige Wirtschaftsweisen in der internationalen Bodenseeregion und darüber hinaus einsetzt.

Treibhausgas-Bilanzen berechnen – aber wie?

Der Ausgangspunkt des Projektes war die Auswahl von repräsentativen Testbetrieben. Im nächsten Schritt erfolgte die Datenaufnahme vor Ort zusammen mit den Landwirt:innen für die Treibhausgas-Bilanzanalyse und die Modellierung der geplanten Klimaschutz-Maßnahmen. Die erhobenen Daten wurden analysiert und Klimaschutzmaßnahmen mit dem größten Reduktionspotenzial der Treibhausgasemissionen identifiziert. Der letzte Teil des Projekts war schließlich die ausführliche Ausarbeitung und Beschreibung der effizientesten Maßnahmen.

Im Folgenden stellen wir Euch gerne die Methodik der Treibhausgas-Bilanzanalyse  vor und erläutern, wie diese an den Höfen durchgeführt wurde. Die Bodensee-Stiftung hat das Computerprogramm ACCT (AgriClimateChangeTool) genutzt, um den jährlichen Energieverbrauch, die Treibhausgas-Emissionen und die Veränderung der Kohlenstoffspeicherung für einen landwirtschaftlichen Betrieb zu berechnen. Die Daten wurden in einem persönlichen Gespräch mit den Landwirt:innen erfasst. Die Berechnungen der THG-Emissionen wurden für die relevanten Treibhausgase durchgeführt (Kohlendioxid, Methan und Lachgas) und in CO2-Äquivalente umgerechnet. Dabei wurde in der Analyse berücksichtigt, dass die Emissionen aus verschiedenen Quellen stammen, wie aus dem Einsatz von Maschinen, aus verschiedenen landwirtschaftlichen Praktiken und aus der Tierhaltung. Ein großer Vorteil dieses Programms ist, dass es auch die Kohlenstoffspeicherung der landwirtschaftlichen Felder berücksichtigt. So kann zum Beispiel durch die Nutzung und den Erhalt von Dauergrünland sowie durch den Anbau von Zwischenfrüchten Kohlenstoff langfristig gebunden und damit CO2-Emissionen reduziert werden.

Nach der Datenanalyse stellte das Programm einen betriebsindividuellen Überblick über die Energiebilanz und die Treibhausgasemissionen dar. Aus den Analyseergebnissen können allgemeingültige effiziente Maßnahmen, die in der Breite anwendbar sind und einen möglichst großen Effekt haben, abgeleitet werden. Aber auch für Hochland und uns sind diese Ergebnisse ein großer Mehrwert, da die größten Verursacher des CO2-Fußabdrucks eines Milchviehstalls identifiziert werden konnten. Weiterhin konnten wir feststellen, dass die Höfe aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausstattung (z.B. Biogasanlage) und/oder durch ihre unterschiedlichen Praktiken (z.B. Erhalt/Nutzung von Dauergrünland) unterschiedliche Einsparpotenziale haben. Als wirksame Maßnahmen konnten wir u.a. die Vergärung der Gülle in einer Biogasanlage und die Erhöhung der Lebtagleistung der Kühe identifizieren. . Die Lebtagleistung gibt das Verhältnis der im gesamten Leben erzeugten Milch zu den Lebenstagen der Kuh an. Hierbei wird also auch die unproduktive Lebenszeit der Kuh berücksichtigt, während der ebenfalls THG-Emissionen emittiert werden.

Milch und Fleisch – für wie viel Treibhausgasemissionen sind sie jeweils verantwortlich?

Eine weitere wichtige Frage, die im Rahmen des Projekts aufkam, ist die Allokation der Emissionen auf Milch und Fleisch. Unter Allokation versteht man im Bereich der Treibhausgasemissionsmessung die Quantifizierung des Anteils der Emissionen aus verschiedenen Betriebszweigen. In unserem Fall müssen wir ein Verhältnis finden, welcher Anteil der Emissionen der Milchproduktion und welcher der Fleischproduktion einer Kuh zuzuordnen ist. Bis jetzt gibt es in der Wissenschaft keine goldene Regel dafür, und die Entscheidung über das Verhältnis wurde im Rahmen des Projektes von der Bodensee-Stiftung auf der Grundlage wissenschaftlicher Berichte getroffen.

Was haben wir gelernt?

Durch dieses Projekt haben wir gelernt, die Herausforderungen bei der Ermittlung der Treibhausgasbilanzen von landwirtschaftlichen Betrieben besser zu verstehen und Praktiken zu identifizieren, die zur Verringerung dieser Emissionen beitragen können. Wenn wir diese Erkenntnisse in unsere Strategie der Zusammenarbeit mit den Landwirt:innen einbeziehen, können wir Programme entwickeln, die die Landwirt:innen bei der Reduzierung ihrer Emissionen unterstützen. In unserem BEST Beef Programm erhalten heute bereits Landwirt:innen einen finanziellen Bonus, wenn Kühe länger leben und somit die Lebtagleistung der Kühe erhöht wird. Wenn Ihr mehr darüber erfahren möchtet, wie wir deutsche Rinderhalter bereits dabei unterstützen, nachhaltiger zu werden und Tierwohl fördern, besucht die BEST Beef-Website.

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