Anfang März – in diesem in allen Hinsichten abstrusen Jahres 2020 – begann ich ein Praktikum in der Nachhaltigkeitsabteilung von McDonald’s Deutschland. Zum Ende meines sechsmonatigen Praktikums in der McDonald’s Deutschland Hauptverwaltung in München wird es daher Zeit, ein Fazit zu ziehen.
Vor dem Praktikum beschränkten sich meine Erfahrungen mit McDonald’s auf den klassischen Zwischenstopp an der Autobahnraststätte auf dem Weg in den Urlaub oder den obligatorischen Cheeseburger am frühen Morgen nach durchzechter Nacht. Kurzum: mein Wissen über die weltweit bekannteste Fast-Food-Kette und legendäre Marke McDonald’s war allenfalls als rudimentär zu bezeichnen. Durch ein Projekt meiner Hochschule mit McDonald’s Deutschland, bei dem es um nachhaltigere Rindfleischproduktion ging, bin ich allerdings auf eine freie Praktikumsstelle in der Nachhaltigkeitsabteilung aufmerksam geworden. Ich dachte mir: McDonald’s und Nachhaltigkeit, wie geht das denn?
Während meines Landwirtschaft Studiums habe ich die Lebensmittel Wertschöpfungskette vor allem auf der Erzeugerseite kennengelernt. Durch den Schwerpunkt der ökologischen Landwirtschaft standen für mich Themen wie Regionalität, nachhaltigere Erzeugung und Kreislaufwirtschaft im Vordergrund. Schlagwörter, die angesichts des Klimawandels und einschneidender Veränderungen unserer Umwelt eine große Relevanz haben. Ob man diese allerdings auch bei McDonald’s finden kann – ich war skeptisch.
McDonald’s und Nachhaltigkeit?
Der erste Kontaktpunkt zwischen mir und Nachhaltigkeit bei McDonald’s war in Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch – was nebenbei erwähnt sehr angenehm und stressfrei ablief – das BEST Beef Programm. Ein praxisorientiertes Programm, welches seit 2010 nachhaltige Praktiken in der deutschen Rindfleischproduktion fördert und Landwirte für mehr Tierwohl im Stall belohnt. Die direkte Kooperation und Förderung zwischen McDonald’s Deutschland und Landwirten hat mich positiv überrascht. Auch beeindruckte mich die stetige Arbeit zur Weiterentwicklung des Programmes. So werden mit wissenschaftlicher Unterstützung Themen wie die Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes, Verbesserung der Schlachtbedingungen und Förderung des Tierwohls in das Programm und in Projekte implementiert. Der Versuch, somit ständig auf der Höhe der Zeit zu sein.
Klar ist aber auch, dass die Fleischproduktion einen großen Anteil an den weltweit emittierten Treibhausgasen hat. Als einer der größten Abnehmer für Rindfleisch weltweit trägt McDonald’s hier natürlich auch eine große Verantwortung. Gäste, die sich daher bewusst gegen den Verzehr von Fleisch entscheiden, finden in der Produktpalette von McDonald’s auch fleischlose Burger Alternativen. Wohin dieser Weg in Zukunft führt, und ob wir in den McDonald’s Restaurants in 15 Jahren überhaupt noch Burger mit klassischen Rindfleisch Patties aus konventioneller Herstellung finden werden: Ich bin gespannt, was die Zukunft diesbezüglich bringt.
Überrascht hat mich auch der Fakt, dass nahezu alle deutschen McDonald’s Restaurants seit 2014 zu 100 % mit Ökostrom versorgt werden. Ein Energiekonzept, dass man eher bei Unternehmen der grünen Wirtschaftssparte erwarten würde.
Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist keine Einbahnstraße
ußerdem habe ich gelernt, dass Nachhaltigkeit bei McDonald’s keine Einbahnstraße ist. Nicht nur von der Unternehmensseite müssen die Schritte zu mehr Nachhaltigkeit umgesetzte werden. Auch die Gäste müssen diese annehmen und mittragen. Dies ist zum Beispiel beim Thema Verpackung der Produkte eine große Herausforderung, da hier das Kunden Feedback besonders groß und direkt ist. Den Plastikanteil von Verpackungen kontinuierlich zu senken, aber dennoch dieselbe Attraktivität und Funktionalität anzubieten, ist kein Zuckerschlecken. Die sogenannte Packaging Roadmap von McDonald’s Deutschland gibt einen Einblick in die bereits erreichten Meilensteine sowie die nächsten Ziele auf dem Weg zur Plastikreduzierung. Das Ende der Fahnenstange ist hierbei womöglich sogar der Umstieg auf Mehrweggeschirr in den Restaurants. Ob dies tatsächlich irgendwann so kommt, hängt aber nicht nur vom Willen des Unternehmens, sondern auch von Leitlinien der Politik und der Akzeptanz der Gäste ab.
Ein Beispiel, in dem die Gäste den Schritt zu mehr Nachhaltigkeit nicht mitgehen wollten, scheint mir der McB. Mit dem Versuch mit einem Rindfleisch Patty aus zertifizierter biologischer Landwirtschaft konnte McDonald’s leider keinen Erfolg erzielen. So musste der McB aufgrund zu geringer Nachfrage nach kurzer Zeit wieder aus dem Sortiment genommen werden.
So kann auch McDonald’s nachhaltige Ideen nur zu dem Teil umsetzen, der auch von den Gästen entsprechend honoriert wird. Ein laufender Prozess also, bei dem Vorstellung und Machbarkeit immer wieder mit den Wünschen der Gäste abgeglichen werden müssen. Eine große Herausforderung, an der das Nachhaltigkeitsteam von McDonald’s täglich arbeitet und in die ich durch mein Praktikum einen tollen Einblick bekommen konnte.
Wir machen nicht alles gut. Aber Vieles besser.“ McDonald’s Deutschland
Trotz des Wechsels der Logohintergrundfarbe vor einigen Jahren – von Rot auf Dunkelgrün – ist McDonald’s Deutschland für mein Dafürhalten noch nicht der Innbegriff von Nachhaltigkeit oder gar ein grünes Unternehmen. Und das wollen sie auch gar nicht sein. Es geht vielmehr darum, offen und ehrlich zu kommunizieren. Diese Art der Kommunikation, frei nach dem Motto: „Wir machen nicht alles gut, aber Vieles besser“ spricht meiner Meinung für die Authentizität des Unternehmens. Eine Haltung, die keinen falschen Aktionismus vortäuscht. Anstatt mit Nebelkerzen zu werfen, wird auf eine ehrliche Kommunikation gesetzt, die Stärken und Schwächen offenlegt. Vor allem in der Lebensmittelindustrie, wo die Produktion und Verarbeitung zwangsläufig mit dem Ausstoß von Treibhausgasen einhergeht und sich nicht gänzlich eliminieren lässt, finde ich diese offene Kommunikation lobenswert.
Die Verknüpfung von ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette von den Zulieferern und Erzeugern bis hin zu den Verbrauchern, ist ein schwer und vielleicht sogar gar nicht zu erreichendes Ziel. Die Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen und nachhaltig produzierten Lebensmitteln zu versorgen, ist eine der maßgebenden Herausforderungen unserer Zeit. Ein Unternehmen wie McDonald’s Deutschland, dass um die 2 Millionen Besucher am Tag in ihren Stores versorgt, trägt hier eine besondere Verantwortung. Aus dieser enormen Reichweite ergibt sich aber natürlich auch eine Chance, etwas anzustoßen oder zu bewegen. So kann es weitreichende Veränderungen nur mit den oft negativ konnotierten Global Playern der Wertschöpfungskette geben. Nicht ohne und schon gar nicht gegen sie. Davon, dass McDonald’s nicht vor Veränderungen oder Innovationen zurückschreckt, bin ich seit meinem Praktikum jedenfalls überzeugt.
Fazit
Mein persönliches Fazit des Praktikums ist sehr positiv und ich möchte das halbe Jahr nicht missen. Angefangen vom freundlichen Team, das mich super aufgenommen hat – trotz Corona und Homeoffice – hin zu dem abwechslungsreichen Aufgabenspektrum. So bekommt man als Praktikant von Anfang fordernde Aufgaben, die man selbständig bearbeitet. Diese bieten neben den täglichen routinemäßigen Aufgaben und dem Zuarbeiten für Kollegen eine willkommene Abwechslung. Hier kann man auch seine eigenen Anregungen und Ideen einbringen. So konnte ich beispielsweise eine Umfrage unter Lieferanten zu deren Engagement im Bereich CO2-Monitoring aufsetzen und durchführen. Außerdem erhielt ich spannende Einblicke in die Abläufe und Entscheidungsprozesse eines global agierenden Konzerns. Leider konnte ich während meines Praktikums bei keinen Lieferantenbesuchen teilnehmen, da diese der allgemeinen Situation geschuldet verständlicherweise nicht stattfanden. Ein Patty Werk von innen zu sehen, steht also weiterhin auf meiner Bucket List…
Alles in allem wird mir das Praktikum bei McDonald’s als eine sehr lehr- und erfahrungsreiche Zeit in Erinnerung bleiben, auf die ich gerne zurückblicke. Auch wird mir das gesamte Team in guter Erinnerung bleiben!
Philip
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