Vor welchen Herausforderungen stehen die Schwartauer Werke hinsichtlich Nachhaltigkeit?
Wir beobachten mit Freude, dass immer mehr Menschen wissen wollen, wie wir unsere Produkte herstellen, woher die Zutaten kommen, wie die Arbeitsbedingungen sind und wie wir uns gesellschaftlich einbringen. Immer mehr Verbraucher setzen sich aktiv mit ihrer Ernährung, qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und Genuss auseinander. Sie wollen wissen, welche Qualitätsmaßstäbe wir heranziehen und wie gesund unsere Produkte sind. NGOs fordern von Unternehmen immer vehementer, Nachhaltigkeitskriterien und Mindeststandards zu berücksichtigen. Medien beobachten die Entwicklungen in der Lebensmittelbranche genau. Auch der Einzelhandel erwartet von seinen Lieferanten immer nachdrücklicher Informationen zur Herstellung der Produkte, insbesondere zur Lieferkette.
Als Fruchtprodukthersteller mit einer fast 125- jährigen Tradition ist den Schwartauer Werken ein weitsichtiger und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen besonders wichtig. Wir sind fest davon überzeugt, dass ein langfristiger wirtschaftlicher Erfolg nur zu erreichen ist, wenn ökonomische, ökologische und soziale Anforderungen miteinander im Einklang stehen. Unser Ziel ist es, herausragend genussvolle Produkte für unsere Kunden herzustellen. Mit verschiedenen Produktkonzepten möchten wir für jeden unserer Verbraucher das passende Angebot im Portfolio haben. Hierbei übernehmen wir für jedes Produkt Verantwortung für die gesamte Lieferkette vom Feld bis ins Glas.
Keine leichte Aufgabe, denn wir verarbeiten mehr als 40 Fruchtsorten zu über 100 verschiedenen Fruchtprodukten. Damit wir unserer Verantwortung gerecht werden, hinterfragen wir ständig unsere Prozesse, setzen auf beste Zutaten, leistungsfähige Managementsysteme und eine ständige Verbesserung unserer Rezepturen.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns, ganzheitlich und langfristig zu denken sowie verantwortungsvoll zu handeln – gegenüber unseren Kunden, unseren Mitarbeitern, unseren Lieferanten und unserer Umwelt. Unser Leitmotiv „Echt Gut Gemacht“ bringt diese Haltung auf den Punkt: Wir verfolgen den Anspruch höchster Qualität – und zwar auf allen Ebenen.
Wie engagieren sich die Schwartauer Werke für mehr Nachhaltigkeit?
Natürlichkeit und Regionalität – an diesen zwei Prinzipien richten wir unsere Produktentwicklung und die Gestaltung unserer Lieferkette aus. Wir wollen unseren Kunden Produkte bieten, die so natürlich und frisch wie möglich sind und deren Zutaten weitestgehend aus unserer Nähe stammen. Aus diesem Grund setzen wir auf kurze Lieferwege, direkte Verarbeitungsprozesse und natürliche Zutaten.
2014 haben wir neue Qualitätskriterien für die Entwicklung von Produkten definiert. Diese beinhalten ein über die üblichen Standards hinausgehendes Bekenntnis, die Natürlichkeit und Frische der Zutaten durch eine schonende Verarbeitung so weit wie möglich zu erhalten. Auf diese Weise haben wir in den vergangenen Jahren auch den Zuckergehalt, der immer wieder in der gesellschaftlichen Diskussion steht, in unseren Konfitüren und Fruchtaufstrichen kontinuierlich reduziert. Die Schwartau Extra beispielsweise besteht zu 100 Prozent aus Zutaten, die bereits aus der eigenen Küche bekannt sind: Früchte, Haushaltszucker, Zitronensaftkonzentrat und Pektin (aus Früchten). Damit ist unsere bekannteste Konfitüre vegan, laktose- und glutenfrei und kommt ohne Konservierungs-, Farb- und Aromastoffe aus.
Aber wir richten unseren Blick nicht nur auf den eigenen Herstellungsprozess, sondern auf die gesamte Lieferkette. Auch an unsere Lieferanten stellen wir strenge Anforderungen, setzen immer mehr auf nachhaltig hergestellte Rohstoffe und beziehen diese so produktionsnah wie möglich. Unser Ziel ist es, Rohstoffe so frisch wie möglich zu verarbeiten. Mit einem Anteil von knapp 30 Prozent verarbeiten wir mehr frische Früchte aus Deutschland als jeder andere deutsche Konfitürenhersteller. Wir arbeiten vornehmlich direkt mit den Erzeugern und Verarbeitern zusammen und pflegen mit ihnen intensive und langfristige Partnerschaften.
2017 belief sich unser Anteil an verarbeiteten Früchten und Cerealien, die aus Europa stammten, auf 95 Prozent. Insgesamt stammten 53 Prozent aller von uns bezogenen Erdbeeren – unserer wichtigsten Frucht – aus Deutschland. Lediglich bei exotischen Früchten wie Mangos oder Ananas und in Ausnahmefällen – etwa bei schlechter Ernte – sind wir auf den Import von Rohstoffen aus dem nicht-europäischen Ausland angewiesen. Darüber hinaus wollen wir, dass unser ökologischer Fußabdruck so klein wie möglich ist. Hierzu setzen wir uns ehrgeizige Ziele und entwickeln Initiativen zur Verringerung des Bedarfs an Energie und Wasser sowie zur Reduzierung von Abfall.
Um über unser Nachhaltigkeitsverständnis sowie unsere -ziele und -aktivitäten umfassend zu informieren, haben wir als erster Konfitürenhersteller in Deutschland einen Nachhaltigkeitsbericht nach dem internationalem Berichtsstandard GRI G4 verfasst. Seit 2014 berichten wir jährlich über unser Nachhaltigkeitsengagement.
Gibt es Initiativen oder Projekte, auf die Sie besonders stolz sind?
Einen hohen Stellenwert in unserem Nachhaltigkeitsengagement besitzt die Initiative bee careful, mit der sich das Unternehmen seit 2014 für die Bienengesundheit und Fruchtvielfalt einsetzt. Mit der Initiative dehnen wir die Verantwortung über die bisherige Wertschöpfungskette hinaus aus – auf den Ursprung der Früchte. Die Biene leistet einen unschätzbaren Beitrag zum Fruchtertrag. Erst durch ihre unermüdliche Bestäubungsarbeit wird die weltweit vorhandene Vielfalt an Früchten und Gemüse möglich. Jedoch gibt die Gesundheit der Bienen – wie übrigens aller Insektenarten – in den letzten Jahren Anlass zur Sorge, denn weltweit kam es wiederholt zu großen Verlusten bei Bienenvölkern.
Diese bedrohliche Entwicklung nehmen wir ernst, denn sterben die Bienen aus, sind auch ein großer Teil der Fruchtvielfalt und damit die untern ehmerische Grundlage des Traditionsunternehmens bedroht. Vor diesem Hintergrund gründeten die Schwartauer Werke die Initiative bee careful. Zusammen mit starken Partnern wie dem Bienenforscher Prof. Dr. Jürgen Tautz von der Universität Würzburg setzen wir uns langfristig für die Erforschung der Bienen, die Förderung der Imkerei und die Umweltbildung ein.
Um Nachhaltigkeitsthemen und -fragestellungen in allen Abteilungen noch stärker zu verankern, haben wir alle unsere Auszubildenden zu Nachhaltigkeitsbotschaftern ausgebildet. Sie dürfen und sollen grundlegende Fragen stellen und frische Ideen einbringen. Abseits vom Tagesgeschäft wurden im Rahmen von Workshops zahlreiche Ideen für Nachhaltigkeitsprojekte entwickelt, von denen die ersten bereits 2017 umgesetzt worden.
Welche Ziele haben sich die Schwartauer Werke für die Zukunft gesetzt?
Zu den wichtigsten Zielen unserer Nachhaltigkeitsstrategie zählen neben der Entwicklung von Produkten auf Basis unserer Qualitätspolitik insbesondere der Bezug nachhaltig angebauter Zutaten, eine weitere Erhöhung des Anteils regional bezogener Produkte und eine Reduzierung des Energie- und Wasserbedarfs sowie des Abfallaufkommens.
Aufgrund unserer langen Unternehmensgeschichte ist uns bewusst, wie wichtig es ist, bestehende Prozesse ständig zu hinterfragen. Wir wollen uns laufend weiterentwickeln. Damit dies gelingt, wenden wir den Ansatz des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) an und setzen jedes Jahr zahlreiche KVP-Projekte um. Hierzu führen wir regelmäßig Schulungen durch und bilden KVP-Multiplikatoren aus. Um die Qualität unserer nachhaltigkeitsrelevanten Daten weiter zu steigern, planen wir, bis 2020 ein unternehmensweites, leistungsfähiges Datenerhebungssystem einzuführen. Für unsere Mitarbeiter wollen wir noch in diesem Jahr ein E-Learning-System zum weiteren Ausbau unseres Qualifizierungsangebots einführen.
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